Sollen Timo und ich mal nackt durch den Garten laufen, damit die Erdbeeren endlich rot werden? Keine Bange, das werden wir nicht tun. Denn das Erröten von Erdbeeren ist ein komplizierter chemischer Vorgang, der nachts passiert. Wir versuchen mal, ihn zu erklären. Aber Achtung: Wir sind weder Chemiker noch Biologen.
Rot werden die Erdbeeren nicht, weil sie sich für den flachen Witz im ersten Absatz schämen, sondern weil sie sich gegen die UV-Strahlung der Sonne schützen und weil sie gegessen werden wollen. Das liest sich etwas seltsam. Schließlich hat jeder etwas dagegen, gefressen zu werden. Bei den Pflanzen ist das anders. Das Gefressenwerden gehört zur Vermehrung – auch bei den Erdbeeren.
Iss mich: Warum Erdbeeren rot werden
Die rote Farbe lockt Tiere und Menschen an. Wenn ein Tier – oder ein wilder Mensch ohne WC – Erdbeeren isst, scheidet er ihre Samen unverdaut aus. Das sind die kleinen, grünen Nüsschen auf der roten Scheinfrucht – also das, was man als „Erdbeere“ bezeichnet. Denn eigentlich ist die Erdbeere eine Sammelnussfrucht. Aber das ist eine andere Geschichte…
Wenn also die ausgeschiedenen Samen in ihrem Kackhaufen die richtigen Bedingungen haben, keimen sie. Sie wachsen heran, blühen, werden bestäubt. Dann bilden sie wieder die gelben Scheinbeeren, die irgendwann rot werden. Die werden gefressen oder gegessen. Und der Kreislauf beginnt von vorne.
Erdbeeren only: Farbstoff, Antioxidanz, Sonnenschutz
Das Rotwerden selbst, machen die Erdbeeren unabhängig davon, ob ihre Früchte – wir bezeichnen sie weiterhin als „Beeren“ – viel Sonne abbekommen oder nicht. Wichtig ist natürlich, dass die Pflanze Licht bekommt. Die Stoffe, die sie dafür braucht, zieht die Erdbeerpflanze aus der Erde, in der sie wächst. Damit synthetisiert sie unter anderem die beiden Farbstoffe: Anthocyan und Kaempferol.
Anthocyane sind sekundäre Pflanzenstoffe, die vielen Pflanzen und Früchten ihre rote bis schwarzblaue Farbe verleihen: Beispielsweise in Brombeeren, Heidelbeeren und in der Kornblume. Ihnen wird eine antioxidative, gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt. Allerdings ist es umstritten, ob das an den Anthocyanen liegt oder deren Abbaustoffe. Denn wenn wir Erdbeeren essen, wird ein Großteil der Anthocyane bereits im Mund zersetzt.
Pflanzen schützen sich mit Anthocyanen vor Schäden durch Sonnenlicht. Die gefärbten Pflanzenteile und Früchte absorbieren kurzwellige UV-Strahlen, wandeln die Strahlungsenergie in Wärme um und geben sie an die Pflanze weiter. So verhindern Anthocyane, dass Proteine in den Zellen und die DNA in den Zellkernen durch die UV-Strahlung geschädigt werden.
Östrogene Wirkung? Eher nicht!
Kaempferol dagegen ist ein gelblicher Stoff und gehört zu den Isoflavonen oder Phyto-Östrogenen. Diese Moleküle sind so aufgebaut, dass es an Östrogenrezeptoren andocken können und dort entweder hormonell wirken können oder die Rezeptoren blockieren, also anti-östrogen wirken. Ob nun Erdbeeren die Wirkung der Anti-Baby-Pille schwächen oder Sympthome der Wechseljahre lindern können, ist umstritten. Bei sowas frage besser deine Ärztin oder deinen Arzt.
Unten siehst du ihre Strukturformeln von Anthocyanen und Kaempferol. Wenn du mehr darüber wissen willst, klicke auf die Namen in diesem Absatz. Dort habe ich die Wikipedia-Artikel zu den Stoffen verlinkt. Mehr spannende Fakten über Erdbeeren findest du in unserem Artikel über unnützes Erdbeerwissen. Lass dir deine Erdbeeren schmecken 🙂
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